Nur 15 Sekunden by Kate Pepper

Nur 15 Sekunden by Kate Pepper

Autor:Kate Pepper [Pepper, Kate]
Die sprache: de
Format: mobi, epub
Tags: Spionage, Belletristik/Krimis, Thriller
Herausgeber: rowohlt
veröffentlicht: 2011-12-28T20:44:24+00:00


KAPITEL 7

Joe rannte mit wirbelnden Armen auf mich los, seine ungleichen Augen flackerten vor Zorn. Ein vollgepackter Rucksack schaukelte ihm auf dem Rücken und störte ihn beim Laufen. Noch nie hatte ich einen so zornigen Menschen gesehen: Die Nasenflügel blähten sich, der Mund war verzerrt, er bleckte die Zähne, und sein ohnehin blasses Gesicht war noch weißer als sonst. Die umstehenden Passanten wichen ihm instinktiv aus.

«Darcy! Darcy!» Seine Stimme überschlug sich wie die eines Jungen im Stimmbruch, zog sich bei einem Wort über eine ganze Oktave. Und dieses Wort war ausgerechnet mein Name. Ich fühlte mich, als hätte jemand einen Kübel eiskaltes Wasser über mir ausgeleert. Stocksteif stand ich da. «Wie konntest du so was machen? Ich habe dir doch nie etwas getan!»

«He, he!» Aus dem Augenwinkel sah ich, wie sich Stan mit vollem Mund, den angebissenen Hotdog in der Hand, vom Verkaufsstand abwandte.

Joe blieb dicht vor mir stehen.

Mein Herz klopfte so heftig, dass ich das Blut in den Ohren rauschen hörte. Ich hielt die Papiertüte mit dem Sandwich so krampfhaft fest, dass sie riss, und sah Joe immer noch auf mich zustürzen, obwohl er längst stehen geblieben war. Sein wütendes Gesicht, nur wenige Zentimeter von meinem entfernt, war völlig entstellt. Die bleichen Wangen wirkten eingefallen vor Qual, die Augen stachen wie schmutzige Murmeln aus dem wächsernen Gesicht hervor, sie quollen schier aus den Höhlen. Und sein Geruch war grauenvoll: Mit jedem seiner Worte erreichte mich ein Gestank, als hätte er sich gerade erbrochen.

Stan ließ seinen Hotdog fallen und trat zwischen uns. «Lass sie gefälligst in Ruhe!» An seinem Rücken, hinter dem ich mich stocksteif vor Angst verbarg, zeigte sich ein feuchter Streifen auf dem Hemd.

Joe packte Stan an den Armen, die Knöchel traten weiß hervor, als sich seine Finger in die blauen Hemdsärmel krallten. Ich spürte, wie mein Kollege sich anstrengen musste, um Joe auf Abstand zu halten. Der Junge war offenbar viel kräftiger, als er aussah. Das Ausmaß seiner Aggressivität versetzte mir einen weiteren Schock. Joes Reaktion auf die Aufforderung, sich von mir fernzuhalten, entsprach genau Jess’ schlimmsten Prophezeiungen. Wenn er bereits so auf eine einstweilige Verfügung reagierte, die nur für den Arbeitsplatz galt, was würde dann erst passieren, wenn er eine erhielt, die von der Polizei ausgestellt worden war? Stan versuchte weiterhin mit aller Kraft, Joe von sich wegzudrücken, ihn nicht an mich heranzulassen. Plötzlich griff eine Frau nach mir und zog mich beiseite, zwei Männer stürzten sich von hinten auf Joe und warfen ihn zu Boden. Und dann war es vorbei.

Mein Mittagessen fiel aus der Tüte, Sandwich und Saftpackung landeten scheinbar unversehrt auf dem schmutzigen Bürgersteig. Die Frau hob beides auf und gab es mir zurück.

«Ich glaube, er arbeitet in der Poststelle der Times», hörte ich Stan zu dem Sicherheitsmann sagen, der aus dem Eingangsbereich unseres Gebäudes nach draußen gelaufen kam.

«Ja, ich kenne ihn. Hat jemand die Polizei gerufen?»

Die Polizei – ein weiterer Beweis dafür, dass die Maßnahmen am Arbeitsplatz, die Vereinbarungen über angebrachtes Verhalten und die Sicherheitsleute einen letztlich doch nicht ausreichend schützen konnten.

«Ja, ich»,



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